gepostet von Julia Borsch

Das Eifeler Bauernhaus - Haustypen, Einblicke, Bräuche & Hausinschriften

Region. Einen neuen Beitrag zur Reihe "Eefeler Verzellcher" liefert Autor Joachim Schröder zum Thema "das Eifeler Bauernhaus".

Bild: Archiv, Joachim Schröder

Für die Eifeler Menschen war das Haus, der Ort ihres Wohnens und Arbeitens, seit jeher eine Stätte der Geborgenheit. Hier wurde Brauchtum im Alltag praktiziert. Hier hatte die gesamte Rechtssymbolik der Eifel ihren Ursprung. Aber natürlich diente das Eifeler Haus in erster Linie als Wohn- und Wirtschaftsraum.
Zum Eifeler Haus gehörten - fast gleichberechtigt - Stall, Scheune und Speicher. Umgeben von einer Hecke, einem Schutzzaun oder einer Steinmauer war der Wohn- und Hofraum ein eingehegter Bezirk mit Friedensrecht. Das Bauernhaus diente als Schutzobjekt gegen Anfeindungen aller Art.


Die Eifel kannte und kennt fünf Haustypen, die regional unterschiedlich verstreut liegen:

  • das Einhaus aus dem Hohen Venn,
  • das Winkelgehöft aus der nördlichen Eifel,
  • der Vierseithof aus dem nordöstlichen Eifelvorland,
  • das Einhaus, auch "Trierer Haus", aus der südlichen Eifel,
  • das Kniestockhaus aus der südlichen Eifel.


Das Vennhaus


Die Häuser im Hohen Venn liegen zumeist weit voneinander entfernt. Haushohe dichte Hainbuchenhecken umgeben vielfach die Häuser, sodass sie auf den rauen Höhen gegen Stürme und Schnee geschützt sind. Eichenholz für das Fachwerk lieferte der Wald, Lehm für die Gefachfüllungen wurde der oberen Schicht des Bodens entnommen, die Dächer waren mit Stroh gedeckt, später mit Dachziegeln. Kamin, Stall und Sockel waren aus Bruchstein gebaut. Der Kamin befand ((Sie müssen sich für eine "Erzählzeit" entscheiden und dabei dann auch bleiben. Ist das eine Bauweise, die ausschließlich der Vergangenheit angehört? Dann schreiben Sie hier in der Vergangenheit. Ansonsten - wie die nachfolgenden Abschnitte ja auch - im Präsens.)) sich in der Mitte des Hauses zwischen Küche, Stube und Stall. Wohn- und Wirtschaftsräume waren unter einem Dach mit einheitlicher Firsthöhe vereint, der Eingang befand sich an der Giebelseite. Der Hofraum war mit Schiefer oder Bachkieseln gepflastert. Hier befanden sich auch der Holz- und der Mistplatz. Vennhäuser kann man heute noch in Kalterherberg, Mützenich oder Höfen antreffen.


Das Winkelgehöft

Winkelgehöfte gibt es in Fachwerkbauweise, im Bitburger Land aber auch als Steinbauten."Die einzelnen Bauten stehen, wie es der Name schon sagt, in einem (oft rechten) Winkel zueinander. Sie beherbergen Wohnhaus, Stall und Scheune. Die Dächer laufen ineinander, haben gleiche First- und Traufenhöhe. Die Anlage des Winkels ist fast immer von der Hauptwindrichtung abgekehrt, sodass der Innenhof geschützt ist. Ein Herunterziehen des Daches an der "Wetterseite" (West) ist auf den Höhen nicht selten. Wohn- und Wirtschaftsteil sind miteinander verbunden. Von der Küche aus geht es auf der einen Seite in die Wohnstube, auf der anderen in den Stall, von dort zur Scheune und Tenne. Alle Eingänge erfolgen quer zum First.



Der Vierseithof ("Fränkisches Gehöft")

Der so genannte Vierseithof besteht aus Wohnhaus, Ställen, einer Scheune und dem Hoftor, das die Ställe mit dem Wohnhaus verbindet. Der Hof ist nach allen vier Seiten abgeschlossen. Stallmauer und Nachbarhaus bilden eine "Kommunmauer", sie gehen also ineinander über. In den Herdraum öffnet sich ebenerdig die Haustür, am Vordergiebel liegt die Stube, zur Scheune hin befinden sich zwei Kammern. Vor der Wand zwischen Herdraum, Küche und Stube, der so genannten "Feuerwand", liegt die offene Feuerstelle mit dem Kesselhaken. In die Stube leitet eine kleine Treppe, da sich darunter der Gewölbekeller befindet.



Das Einhaus

Das Südeifeler Einhaus ist zweigeschossig, manchmal sogar dreigeschossig. Die Bauern, die in diesem Haustyp wohnten, waren meist wohlhabend. Sandsteinstufen führten hinauf zum Eingang. Türgewände aus Sandstein sowie die Haustür waren großartige Handwerksarbeiten. Die Steinhäuser waren mit Naturschiefer gedeckt.
Das Einhaus der Südeifel hatte im Innern meist zwei Räume, die durch einen Flur getrennt waren. Die so genannten "Breitgiebelhäuser" besaßen drei Räume in der Breite und wirken daher etwas "geduckt" und breit. Der Wohnteil lag direkt neben dem Wirtschaftsteil, die Küche betrat man durch einen Flur; Schlafräume befanden sich durchweg im Obergeschoss.
Einhäuser können sowohl frei stehend sein als auch aneinander gebaut. Die letztere Bauweise nennt man "Trierer Zeile". Vielfach sind sie bunt oder weiß gestrichen, in der Eifel "gekälkt" genannt.



Das Kniestock-Haus

Bei diesem Typus handelt es sich um die verkleinerte Form des Einhauses. Die Veränderung besteht in der Höhenverkürzung des Obergeschosses sowie einer verkleinerten Grundfläche. Das Kniestock-Haus, benannt nach der form eines angwinkelten Knies, besaß außer dem Erdgeschoss nur noch ein halbes Obergeschoss mit schrägen Wänden. Besitzer waren zumeist Kleinbauern, die sich von den Grundherren gelöst hatten. Verbesserte Vermögensverhältnisse führten im 18. jahrhundert zu diesem Haustypus.

 

Text: Joachim Schröder





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