Edith Billigmann

400 Quetschentorten in Geichlingen

Geichlingen. Am Wochenende wird mit großem Aufwand das traditionelle Quetschenfest gefeiert.
Am Sonntag, 3. September, dreht sich in Geichlingen alles um Quetschentorten. Hier im Bild im Einsatz (von links): Sebastian Thiex, Frank Blasen, Wolfgang Gansen und Wolfgang Schäfer.

Am Sonntag, 3. September, dreht sich in Geichlingen alles um Quetschentorten. Hier im Bild im Einsatz (von links): Sebastian Thiex, Frank Blasen, Wolfgang Gansen und Wolfgang Schäfer.

Bild: Bianca Rosenberger

Am Sonntag erwacht in den frühen Morgenstunden die kleine Eifelgemeinde Geichlingen zum Leben. Es ist viel zu tun: An die 350 Quetschentorten gilt es vorzubereiten. Dafür krempeln an die 40 Frauen die Ärmel hoch, waschen und entkernen die Quetschen und belegen die begehrten Torten, für die die Besucher auch gerne mal eine Stunde Wartezeit einplanen. Den Teig bereiten die Frauen nach dem ältesten Dorfrezept zu und achten penibel darauf, dass das Tempo, das sie vorgeben, auch eingehalten wird. Denn ist erst einmal die ideale Backtemperatur in den holzbefeuerten Schamottöfen erreicht, kann‘s losgehen. Dann nämlich kommen die Feuerwehrmänner, auf deren Idee das Quetschenfest, das im vergangenen Jahr sein 30. Bestehen feiern konnte, ins Spiel. Sie bestücken die Schamottöfen, drei an der Zahl, mit bis zu acht Torten. Dabei haben sie absolute Präsenzpflicht, denn automatisiert läuft da gar nix. Gebacken wird noch nach gutem, alten Brauch. Und so schmeckt er auch, der Zwetschgenkuchen mit dem typischen Holzofenaroma.

Den richtigen Zeitpunkt abpassen

Die Kunst dabei: Die Torte im geeigneten Moment aus dem Ofen zu holen. Denn so soll sie sein: schön saftig mit knusprigem Rand, aber keinesfalls schwarz. Dass die Männer gerade diese Kunst par exellence beherrschen, hat sich mittlerweile auch im Umland herumgesprochen, denn das Geichlinger Quetschenfest lockt Gäste weit über die Grenzen hinaus an. "Manche kommen und kaufen acht Torten auf einmal", lacht Wolfgang Gansen, der im Feuerwehrfestausschuss aktiv ist und sich an die ein oder andere Begebenheit noch gerne erinnert. Beispielsweise an das Quetschenpflücken, das in den Anfangsjahren noch in Eigenregie erledigt wurde, oder an den Zeltabbau nach dem Fest, der sich wegen des einsetzenden Regens und der damit verbundenen feucht-fröhlichen Überbrückungsphase im alten Feuerwehrhaus um einen Tag verzögert hatte. Oder an das Fest mit Oldtimertraktoren und einer alten Dreschmaschine, die die älteren Bauern im Ort schier in Extase brachte und mehr Getreide als nötig dreschen ließ. "Jedes Jahr denken wir uns etwas Besonderes aus", wirft Feuerwehrmann Sebastian Thiex ein. Am 3. September wird die Stihl-Timbersports-Holzfäller-Show das Highlight sein. "Und alles bei freiem Eintritt", merkt sein Kollege Fabian Wagner an. Das Tolle daran: Ein Teil des Erlöses fließt jedes Jahr in die gute Sache. In den Genuss kamen beispielsweise bereits die Tafel in Bitburg, die Kita Körperich und Villa Kunterbunt sowie die Gemeinde selbst zur Anschaffung eines Defibrillators.

 


Meistgelesen