

Organisieren kann sie - und wie. Jennifer Schöpf-Holweck (37) hat keinen einfachen Weg gewählt, um sich ihren Traum zu erfüllen: Studium, Kind, Beruf und Karriere hat sie unter einen Hut gebracht und erfolgreich gemanagt. »Es war nicht leicht«, sagt sie rückblickend, aber verbogen habe sie sich nie.
Aufgewachsen in einem traditionellen Familienverbund mit »umgekehrten Vorzeichen auf der Versorgerseite« hat sie schon früh gelernt, auf eigenen Beinen zu stehen. Ihre Mutter, berufstätig, finanzierte Schule und Ausbildung des Vaters mit, und auch die Großmutter stand fest im Berufsleben. Starke Frauen, starke Vorbilder - sie haben Jennifer tief geprägt.
"Ich wollte einen Weg einschlagen, den ich auch alleine mit Kind bewältigen kann."
Geboren in Trier, aufgewachsen in Mandern - Jennifer ist ihrer Heimat tief verbunden. Die Liebe zur Region ist auch einer der ausschlaggebenden Gründe, warum sie den Studienort Luxemburg gegen Trier tauscht. »Mit einem Abschluss aus Luxemburg hätte ich in Deutschland weder als Anwältin noch als Richterin arbeiten können«, erklärt sie. Jura bleibt trotzdem ihr Weg. 2015 schließt sie das erste Staatsexamen ab. Der Weg dahin? Hart.
2011 kommt ihr Sohn Finn zur Welt - da ist Jennifer gerade 23. »Ich hatte immer schon den Wunsch, früh Mutter zu werden«, sagt sie. Gemeinsam mit ihrem damaligen Partner meistert sie Studium, Job und Familie. Dann die Trennung. »Das war mein erster großer Schicksalsschlag«, erinnert sie sich. »Plötzlich wurde mir bewusst, wo ich stehe.«
Die nüchterne Bilanz: »Kurz vor dem Examen, ohne Partner, mit kleinem Kind wird´s schwer.« Aber aufgeben? Keine Option. Stattdessen heißt es jetzt: Babysitter organisieren, arbeiten, lernen - und durchziehen. Und dann hat sie es geschafft: Das Examen ist bestanden. »Auch dank der Unterstützung meiner Familie«, sagt sie heute.
Danach startet sie ins Referendariat - erst bei Gericht, dann am Ende bei der IHK Trier. »Es hat direkt gepasst«, erinnert sich Jennifer gerne an den ersten Tag in der Rechtsberatung für Mitgliedsunternehmen. »Hier künftig zu arbeiten, konnte ich mir sehr gut vorstellen.« Die IHK sieht das genauso. Als eine Juristenstelle frei wird, ist sie die erste Wahl.
Damit entscheidet sie sich aber auch gegen ein gemeinsames Leben mit ihrem neuen Partner, der als Orthopädietechniker in der Schweiz Fuß fassen möchte. »Dort habe ich für mich keine berufliche Zukunft gesehen«, erzählt die Juristin. »Die Schweiz hat ein eigenes Rechtssystem und bildet auch selbst aus. Außerdem wollte ich keine Abhängigkeit. Mein Ziel war es immer, einen Weg einzuschlagen, den ich auch alleine mit Kind bewältigen kann.«
Ihr Partner zieht in die Schweiz und Jennifer beginnt bei der IHK Trier in Teilzeit, kann schon nach zwei Jahren die Teamleitung der gesamten Rechtsabteilung übernehmen und wird drei Jahre später Geschäftsführerin des Bereichs »Recht und Organisation« mit 22 Mitarbeitern.
Dann öffnet sich eine weitere Tür: Als bekannt wird, dass der bis dato Hauptgeschäftsführer Jan Glockauer in den Vorstand der Triwo AG wechseln wird, sieht sie darin eine »Riesenchance«, sich beruflich noch einmal zu verändern. Sie bewirbt sich und durchläuft ein mehrmonatiges Auswahlverfahren, bei dem sie sich gegen zahlreiche hochqualifizierte Kandidatinnen und Kandidaten durchsetzt.
Diesmal geht die mittlerweile zweifache Mutter den Weg nicht allein, sondern gemeinsam mit ihrem langjährigen Partner und inzwischen Ehemann, der die Schweiz gegen die Region eintauscht.
Am 1. Januar 2025 hat Jennifer Schöpf-Holweck ihr Amt als Hauptgeschäftsführerin der Industrie- und Handelskammer (IHK) Trier angetreten. Die Zeiten sind wirtschaftlich herausfordernd. Sie weiß das. Ihre Botschaft: »Mein Ziel ist es, die Interessen unserer Mitgliedsunternehmen mit Nachdruck zu vertreten und deren Bedürfnisse mit passgenauen Angeboten zu unterstützen.«