Tatsächlich ... Liebe
Michael Begasse, Adelsexperte aus Trier, kehrt gerade von einem besonderen Termin in Berlin zurück. Anlässlich des 25-jährigen Bestehens der nordischen Botschaften war er vor Ort und traf unter anderem Kronprinz Haakon und Kronprinzessin Mette-Marit von Norwegen. Die beiden sind nicht nur das künftige Königspaar Norwegens, sondern auch Bruder und Schwägerin von Prinzessin Märtha Louise, die vor kurzem durch ihre Hochzeit mit dem spirituellen Lehrer Durek Verrett weltweit für Schlagzeilen sorgte.
Die Hochzeit von Prinzessin Märtha Louise mit Durek Verrett hat in den Medien für viel Aufsehen gesorgt. Wie ist die allgemeine Stimmung in Norwegen?
Zu Beginn waren die Norweger etwas kritisch gegenüber dem neuen Mann an der Seite von Märtha Louise. Durek Verrett ist einfach sehr anders als das, was man üblicherweise aus höfischen Kreisen gewohnt ist – sei es seine Herkunft, seine Hautfarbe oder seine spirituellen Ansichten. Doch die Norweger haben schnell gemerkt, dass er der richtige Mann für Märtha Louise ist. Sie selbst hat ja in der Vergangenheit auch für Aufsehen gesorgt, als sie offen erklärte, mit Engeln zu kommunizieren. Mit Durek hat sie einen Mann auf Augenhöhe gefunden, und ihre tiefe Liebe war bei der Hochzeit deutlich spürbar. Am Ende wollen die Norweger vor allem eins: dass ihre lange sehr traurige Prinzessin glücklich ist, und das ist sie mit ihm.
Welche Rolle spielt Rassismus in der Kritik an Durek Verrett, und wird er mehr für seine Hautfarbe oder seine Überzeugungen kritisiert?
Rassismus ist leider in allen westlichen Ländern ein Thema, und Norwegen bildet da keine Ausnahme. Zwar unternimmt die Politik große Anstrengungen, die Einwanderung zu kontrollieren, aber ein gewisser Alltagsrassismus ist dennoch spürbar. Als jemand mit schwarzer Hautfarbe und einer anderen Weltanschauung in das norwegische Königshaus einheiraten wollte, sorgte das natürlich für Diskussionen. Aber ich bin überzeugt, dass Durek und Märtha Louise Brücken bauen werden und dazu beitragen, dass es in Zukunft als völlig normal angesehen wird, dass Menschen unterschiedlicher Herkunft Teil einer königlichen Familie werden.
Prinzessin Märtha Louise hat sich von ihren königlichen Pflichten zurückgezogen. Welche Auswirkungen hat das auf die Monarchie in Norwegen?
Das hat in erster Linie die Auswirkung, dass Märtha Louise nun selbst für ihren Lebensunterhalt sorgen muss. Sie erhält kein Geld mehr vom Staat oder ihrem Vater und bietet nun verschiedene Seminare und spirituelle Wanderungen mit ihrem Mann an. Auf der anderen Seite hat die Königsfamilie ein wichtiges Mitglied verloren, das nun nicht mehr für das Königshaus repräsentiert. Märtha Louise war immer sehr beliebt in Norwegen, und ich denke, König Harald hat diese Entscheidung sicherlich bedauert. Dennoch respektiert er den Wunsch seiner Tochter, und sie bleibt weiterhin ein Teil der Familie, nur eben ohne offizielle Verpflichtungen.
Viele Norweger kritisieren die kommerziellen Aktivitäten des Paares, insbesondere den Verkauf von Heilmedaillons und anderen esoterischen Dienstleistungen. Hat dies das Vertrauen in die königliche Familie nachhaltig geschädigt?
Nein, das Vertrauen wurde nicht nachhaltig geschädigt, weil Märtha Louise ihren Fehler schnell eingesehen und korrigiert hat. Sie hat anfänglich ihren Titel genutzt, um ihre Geschäfte zu fördern, was nicht erlaubt ist. Nachdem sie das verstanden hat, hat sie sofort reagiert und diese Praxis eingestellt. Die Kritik war laut, aber sie ist auch schnell wieder abgeklungen.
Interview: Andrea Fischer