In der Gesellschaft fest verankert
"Wer macht sowas?", fragt Peter Schömer und bückt sich in einem Atemzug nach einer leeren Dose, achtlos weggeworfen in der wunderschönen Anlage "Am Wasserband" auf dem Petrisberg. "Und da ist sogar noch Pfand drauf", murmelt er kopfschüttelnd und erledigt eine Arbeit, die nicht seine ist, der er sich aber nicht entziehen kann.
Peter Schömer, seit 25 Jahren mit "telenetwork" erfolgreicher Trierer Unternehmer, ist vor allem eins: Fest verankert im gesellschaftlichen Miteinander, geprägt vom respektvollen Umgang untereinander und leidenschaftlicher Familienmensch. Was ihn antreibt, ist die soziale Verantwortung, der er sich schon früh stellen musste und die er schon seit seiner Kindheit in sich spürt.
Eine schwere Kindheit
Er ist gerade mal vier Jahre alt, als sein Vater einen Schlaganfall erleidet. Und es sollen noch weitere folgen. Aus dem ehemaligen selbstständigen Metzgermeister wird ein Pflegefall. Für den Lebensunterhalt sorgt die mittlerweile wieder schwangere Mutter u.a. mit mehreren Putzstellen. Sozialhilfe, damals noch gesellschaftlich stigmatisierend, wollen die Eltern nicht beantragen. "Ich bin in bescheidenen Verhältnissen, aber sehr liebevoll und behütet aufgewachsen", erinnert sich Peter Schömer im Gespräch mit dem WochenSpiegel. Aber der gesamte beidseitige Familienverbund habe in diesen schweren Zeiten fest zusammengestanden und in ihm das soziale Gewissen und die Fürsorglichkeit verankert, die ihn bis heute geprägt haben.
Der Familienmensch
Wo er arbeitet, ist auch sein Zuhause: Bezeichnenderweise ist der Gebäudekomplex "Am Wissenschaftspark 13" nicht nur Firmenstandort, sondern auch Wohnsitz der sechsköpfigen Familie, beide Großmütter inklusive. "Ein Mehrgenerationenhaus zum Leben und Arbeiten", erläutert Schömer die bewusste Entscheidung der kurzen Wege zwischen Beruf und Familie.
Auch die Firma selbst sieht der 54-Jährige mit den Augen eines Familienvaters. Seine Mitarbeiter sollen sich wohlfühlen. Ein gutes Betriebsklima, kaum Fluktuation und eine gelebte Fürsorge auch bei der Ausbildung des IT-Nachwuchses ist deshalb für alle obligatorisch.
Sein Engagement ist vielfältig und aus dem sozialen Leben nicht mehr wegzudenken. Ob für das geplante Kinderhospizhaus "nestwärme" oder für Azubis aus Nepal - "telenetwork"-Unternehmer Peter Schömer gilt als gute Anlaufstelle, wenn es darum geht, sinnvolle und praxisorientierte Lösungen für komplexe Aufgabenstellungen zu finden.
Sein Engagement ist ehrlich, sein Anspruch leidenschaftlich, und wenn er sich über Mittelmäßigkeit aufregt, hat das seinen berechtigten Grund. Unzureichende oder nur rudimentär verarbeitete Technik in Krankenhäusern, Pflegeheimen oder Leitstellen sind für ihn ein No-go. "Hier geht es fast immer um Leben und Tod. Auch bei Alarmierungsprozessen zählt jede Sekunde. Da darf einfach nichts ausfallen", mahnt er an. "Nachlässigkeit oder ein mittelmäßiger Anspruch haben hier nichts zu suchen. Das kann fatale Folgen haben."
Ein langer Weg
Gezeichnet durch entbehrungsreiche Kinderjahre, geprägt durch die sehr bescheidenen familiären Verhältnisse, in die die Familie unverschuldet durch den frühen Schlaganfall des Vaters hineingeraten war, hat der 54-Jährige nie vergessen, wo er herkommt. Seine Geschichte erinnert an die des ameri-kanischen Traums vom Tellerwäscher zum Millionär und lässt den Weg, den er gegangen ist, nur erahnen.
Mit 12 Jahren verdient Schömer durch Austragen des WochenSpiegels erstmals eigenes Geld. Sieben Jahre lang macht er das bei Wind und Wetter; währenddessen steht die Ausbildung zum Kommunikationselektroniker beim damaligen Fernmeldeamt Trier an. Fast zeitgleich beginnt er auch ehrenamtlich beim Aufbau des "Offenen Kanals Trier", ist mehr als zehn Jahre für die Studio- und Sendetechnik verantwortlich. Das bleibt er auch, als er nach seiner Ausbildung zu den Stadtwerken Trier wechselt. Zudem verantwortet er von 1996 bis 2006 die Stadiontechnik bei "Eintracht Trier".
Peter Schömer ist 28 und sprüht nur so vor Ideen. In der Selbstständigkeit sieht er die Chance, diese auch umsetzen zu können. In enger Abstimmung mit seinem damaligen Vorgesetzten startet er im Herbst 1998 die ersten Planungen. Am 1. Januar 1999 erfolgt die Gründung von "telenetwork". Mit der Arbeit beginnt er vier Monate später.
Vertrauen und Respekt
Sein erster Mitarbeiter ist Achim Marx, sein ehemaliger Azubi bei den Stadtwerken, dem damals keine feste Übernahme nach der Ausbildung in Aussicht gestellt wurde. "Von Anfang an bestand zwischen uns eine sehr vertrauensvolle und enge Verbindung. Es ist leicht mit mir, wenn man versteht, wie ich ticke", sagt Schömer und Kollege Achim Marx, der seit April dieses Jahres ebenfalls Vorstand bei "telenetwork" ist, nickt.
Und dann ist die Rede vom verantwortungsvollen, vorausschauenden Arbeiten, vom respektvollen Umgang miteinander und von gelebter Chancengleichheit. "Ich wollte nie an Leid oder Not anderer Geld verdienen", erklärt Schömer sein Engagement und die freiwillige Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung. Dass er zur Zeit zwei nepalesischen jungen Menschen eine Ausbildung ermöglicht, gehört zu seinem Selbstverständnis. "Zwei deshalb, damit sich keiner von ihnen in einer für sie fremden Welt einsam fühlt", erläutert er. "Im Übrigen waren wir damit Vorreiter einer mittlerweile in Schwung gekommenen Initiative zur Anwerbung ausländischer Azubis aus Nepal" sagt er nicht ohne Stolz.
Ein Ausblick
Die Fähigkeit, mittels Kristallkugel in die Zukunft zu schauen, habe er zwar nicht, aber einen sehr klaren Blick, um abschätzen zu können, welche zukünftigen oder auch bahnbrechenden Entwicklungen anstünden. "In zehn Jahren wird es nach meinem Dafürhalten viele Berufe nicht mehr in der heutigen Form geben", ist er sich sicher. Warum? "Weil viele wiederkehrende bzw. strukturierte und stupide Tätigkeiten dann durch KI ersetzt werden können. Man sieht ja heute bereits, was hier schon möglich ist."
Deshalb gelte es, sich vorausschauend an die Entwicklungen anzupassen. Für sich und sein expandierendes Unternehmen "telenetwork" hat er bereits viele Weichen in Richtung Zukunft gestellt. In voraussichtlich zwei Jahren wird an der Robert-Schuman-Allee ein mit hochmoderner und ausgeklügelter Technik ausgestatteter Gebäudekomplex entstanden sein, der von der IT-Infrastruktur, dem Dienstleistungsangebot, vor allem aber bei Nachhaltigkeit und Betrieb eine Vorreiterrolle spielen wird.
Bleibt nur noch die Frage, was sich Peter Schömer für die Zukunft wünscht? "Mehr Zeit für mich selbst, nicht immer nur funktionieren müssen", sagt er. Denn es sei nicht leicht, Familie, Firma und Freizeit unter einen Hut zu bringen.