Familientradition: Nik Weis leitet in dritter Generation das Rieslingweingut in Leiwen
Zwischen Meeresbiologie und Önologie
In dritter Generation leitet Nik Weis den Traditionsbetrieb, doch der Wunsch, tatsächlich in die Fußstapfen der Großeltern und Eltern zu treten, formiert sich erst nach dem Abitur anlässlich eines ganz besonderen Ereignisses. »Bis dahin war ich vom Meeresforscher Jacques Cousteau begeistert und habe mit dem Gedanken, Meeresbiologie zu studieren, geliebäugelt«, erzählt er rückblickend. Aber die Freude am Genuss, an gutem Essen und Trinken überwiegt.
Schon als junger Mann kocht er gerne und probiert sich durch die Weinwelt. Früh lernt er, was den Unterschied ausmacht. Doch sein Entschluss, Winzer zu werden, bedarf eines besonderen Erlebnisses. Im Michelin-Sterne-Restaurant in Grevenbroich - dort, wo seine Schwester eine Ausbildung absolviert und wo ihn die Eltern nach dem Abi zum gemeinsamen Essen einladen - erlebt er eine einzigartige Atmosphäre, die ihn fesselt und nie wieder loslässt: Ihm imponiert das harmonische Zusammenspiel von elegantem Service und dankbarem Gästepublikum, das die Gerichte als Kunstwerke und den dazu passend gereichten Wein in seiner Besonderheit zu schätzen weiß. In diesem Moment wird ihm bewusst: »Ich möchte Weine herstellen, die wertgeschätzt und in einem besonderen Ambiente an Plätzen wie diesen getrunken werden.«
Dann doch Önologie...
Seine Entscheidung setzt er um, studiert Weinbau und Önologie in Geisenheim und tritt nach seinem Abschluss 1997 die Nachfolge im elterlichen Betrieb an. Sein Ziel hat er klar vor Augen: die Qualitätsverbesserung der Weine, auch wenn dadurch die Erträge sinken. Konsequent verfolgt er einen nachhaltigen und umweltfreundlichen Weinbau - und schafft es, mit seinen Weinen vom »Weingut Nik Weis« sowohl im trockenen als auch im edelsüßen Bereich zu den Besten des Landes zu gehören.
Seine Eltern unterstützen ihn auf dem damals noch ungewöhnlichen Weg. »Mein Vater war ein großartiger Mensch. Er hat mir alle Freiheiten gelassen, das Weingut umzugestalten«, ist Nik Weis heute noch dankbar und zeigt Verständnis für die Generation seiner Vorfahren. »Die Menschen zwischen zwei Weltkriegen hatten eine andere Vorstellung von Ökologie und Ökonomie.«
Landwirtschaft neu gedacht
Seit 2013 ist Nik Weis als Gründungsmitglied dem Verband Fair N´Green treu geblieben und lässt sich noch immer gerne an den hoch gesteckten Kriterien der Nachhaltigkeitsorganisation mit zertifiziertem Siegel messen. Jedes Jahr besser werden ist hier die Devise. Das bedeutet, sich jedes Jahr weiter nach oben zu strecken. Beim derzeitigen Status quo des »Weinguts Nik Weis« mit Regenrückhaltebecken, großer Solaranlage auf dem Dach und - in Deutschland einzigartig - 10 Hektar ökologischer Ausgleichsfläche an der Saar, gar nicht so leicht.
Komplex, weil divers
Doch was macht die Weine vom »Weingut Nik Weis« eigentlich aus?
»Die Geschmackskomplexität«, antwortet der 52-jährige Winzer und Weingutsbesitzer. »Die haben wir besonders vorangetrieben.«
Und dann beschreibt er ein Beziehungsgeflecht, in dem der sich seiner Verantwortung bewusste Winzer Sorge und Fürsorge dafür tragen muss, dass die Rebe sich wohlfühlt: »Optimalerweise durch die Schaffung eines geschlossenen Ökosystems mit sozialer Integrität.« Gemeint ist damit das Bedürfnis und die Fähigkeit der Reben, miteinander zu kommunizieren. Dafür benötigen ihre Wurzeln ein besonderes Bodenbiom, das sich selbstständig ein Netzwerk aufbaut und für die unverwechselbare Zusammensetzung des Bodens sorgt. »Rebe und Komposition eines Weinbergs wirken sich entscheidend auf die spätere Weinqualität aus. Dadurch entsteht diese einzigartige Geschmackskomplexität«, erklärt der Winzer.
In den Steillagen, vorwiegend auch in den Flachlagen, wird von Hand geerntet, die Vergärung im Keller erfolgt spontan mit indigenen Hefen. »Das beeinflusst den Trinkfluss«, erläutert Nik Weis. »Die Weine sind durch die Spontanvergärung aromatischer und haptischer.« Auch wenn der Weinbau für die Qualität eines Weines eine größere Rolle spiele als seine Reifung im Keller, gehe es um den Wein als Gesamtkunstwerk. »Er ist mehr als die Summe aller Teile«, so Weis weiter. »Er ist vor allem kein Industrieprodukt. Agrarkultur bedeutet das gekonnte Zusammenspiel von Mensch und Natur.«
Die Rebschule
Sein Wissen beruht auf der jahrzehntelangen Erforschung alter Rieslingklone der Mosel und deren Vermehrung. Von der Rebschule am »Weingut Nik Weis« in Leiwen, von Niks Großvater 1947 als eine der ersten privaten Rebschulen Deutschlands gegründet, werden heute noch Rieslingwinzer weltweit mit neuen Reben versorgt. »Wir haben von unterschiedlichen alten Reben eine genetische Vielfalt geschaffen«, sagt er stolz.
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