Dorffeste und Sportwoche, runder Geburtstag oder Kinderkommunion - vieles ist verboten. Doch wenn das »Ja-Wort« wegen der Corona-Pandemie ausbleibt, dann ist das sicherlich emotional besonders tragisch: So wie für Kristina und Marius Hermes.
Sie hatten sich alles so schön ausgemalt: Standesamtliche Trauung im Familienkreis mit kleiner Feier am Abend und dann die kirchliche Hochzeit mit großer Sause vor der herrlichen Kulisse des Rursees. Doch die Corona-Pandemie hat Heiratswilligen wie Kristina und Marius Hermes aus Eicherscheid einen gewaltigen Strich durch die Rechnung gemacht.
»Das OK für die standesamtliche Hochzeit haben wir erst am Tag zuvor bekommen«, erinnert sich die 30-Jährige. Die war für den 21. März terminiert und die Bestimmungen zur Eindämmung von COVID-19 noch ganz frisch. Nur mit den Trauzeugen durften die Beiden ins Rathaus - die Eltern und Geschwister mussten draußen warten. Fotos vom besonderen Moment konnten nur mit dem eigenen Handy oder als »Selfie« aufgenommen werden. »Den Brautstrauß habe ich an der Gärtnerei durchs Fenster gereicht bekommen - und die war eigentlich nur wegen einer Beerdigung überhaupt geöffnet«, muss Kristina Hermes im Nachhinein ein wenig Schmunzeln. Denn das Wichtigste hat trotz allem geklappt - sie haben sich das Ja-Wort gegeben. Und mit dem engsten Familienkreis wurde nach der Zeremonie angestoßen. Das gemeinsame Essen in einem Restaurant fiel aus, da diese nur noch bis 15 Uhr öffnen durften und auch abends wurde es eher zweisam gemütlich als stimmungsvoll in großer Runde.
»Unser großer Tag sollte dann aber die kirchliche Trauung werden«, verrät Marius Hermes. Diese war für den 23. Mai in der Eicherscheider Pfarrkirche geplant. Doch Pfarrer Michael Stoffels hat alle Hochzeiten und Taufen vorerst abgesagt, da Abstandsregeln nicht eingehalten werden könnten und das Spenden des Sakraments mit hoher Ansteckungsgefahr verbunden sei.
Verständnis von Gästen und Dienstleistern
»Wir selbst hatten aber auch ein ungutes Gefühl dabei und die Maskenpflicht hat uns dann den Rest gegeben«, erklärt Kristina Hermes. »Was wäre das für eine Feier, bei der die Gäste 1,5 Meter Abstand voneinander halten müssen und Mundschutz tragen?«, fragt sich Marius Hermes. Eine volle Tanzfläche oder gar freudige, ausgelassene Stimmung sei da sicherlich nicht möglich.
Durchweg Zustimmung erhielt das junge Ehepaar von seinen Hochzeitsgästen. »Es hat uns zwar niemand im Vorfeld zu dieser Entscheidung gedrängt, aber man spürte, dass die meisten erleichtert waren, dass wir die Feier absagen«, so der 30-Jährige.
Doch wie bei der Planung im Vorfeld muss auch beim Absagen einer Hochzeitsfeier eine Menge geregelt werden. »Im Antoniushof können wir nun nicht mehr feiern«, bedauert das Ehepaar. Die beliebte Location am Rursee ist im Herbst und im kommenden Jahr fast völlig ausgebucht. Nun will man in den Rohrener Festsaal ausweichen. Caterer Matthias Cloesgen erhebt keine Kosten, auch wenn er das Festmahl sicherlich noch einmal überarbeiten muss. »Das ist schon toll, wie die Dienstleister uns entgegen kommen, obwohl sie große finanzielle Einbußen haben«, so Marius Hermes. Denn auch für die Stornierung von Fotografin, DJ oder Friseur fallen keine Kosten an. »Mein Brautkleid hängt bei meiner Mutter im Kleiderschrank«, wird es Kristina Hermes dann doch für einen Moment mulmig. »Die Anprobe wurde wegen Corona abgesagt, im Nachhinein zum Glück. Denn jetzt wird es eben erst kurz vor dem neuen Termin abgesteckt.« Auch Marius Hermes hat den Anzug für den großen Tag längst gekauft. »Da muss ich schauen, dass ich dann noch reinpasse«, schmunzelt er.
Ein Stempel mit Hochzeitsdatum hat seinen Dienst bereits quittiert, die Hochzeitskerze muss neu bestellt werden. »Und bei der Gravur unserer Eheringe haben wir uns für das Datum am Standesamt entschieden - zum Glück«, lachen die Beiden.
»Es sollte mit Frühlingsblumen dekoriert werden, da müssen wir dann wohl nochmal ran«, führt Kristina Hermes aus, wenn sie denn am 3. Oktober heiraten dürfen. Und statt Hochzeitsreise nach New York stehen nun erstmal Arbeiten an Fassade und Terrasse des Eigenheims an...