Thomas Förster

Viel Bemühen um die Fachkraft von morgen

Region. Die Lücke zwischen den Ausbildungsinteressierten und Ausbildungsplätzen im Agenturbezirk Aachen-Düren wird geringer - erstmals wieder Bewerber-Überhang.
Theodor Mahr (l.) begrüßte Vertreter von Handwerkskammer, Industrie- und Handelskammer und Arbeitsagentur im Museum von Deutschlands ältestem Heizungsbauer. Er zeigte den Institutionen auf, welche Kraftanstrengungen er tätigt, um junge Menschen für sein Unternehmen zu gewinnen - mit Erfolg!

Theodor Mahr (l.) begrüßte Vertreter von Handwerkskammer, Industrie- und Handelskammer und Arbeitsagentur im Museum von Deutschlands ältestem Heizungsbauer. Er zeigte den Institutionen auf, welche Kraftanstrengungen er tätigt, um junge Menschen für sein Unternehmen zu gewinnen - mit Erfolg!

Bild: Thomas Förster

Finanzierung von Führerschein oder ÖPNV-Ticket, betrieblicher Spezial-Unterricht in eigener Ausbildungswerkstatt oder - wie Deutschlands ältester Heizungsbauer, die Theodor Mahr GmbH aus Aachen, tun die Unternehmen viel, um junge Menschen für sich zu gewinnen.

REgion (Fö). Ein zwielichtiges Bild zeichnet der aktuelle Ausbildungsmarkt: Denn obwohl die Unternehmen um Auszubildende buhlen, um den Fachkräftemangel aufzufangen, übersteigt die Zahl der Bewerber erstmals seit 2021 wieder das Stellenangebot. Insgesamt verzeichnete die Agentur für Arbeit Aachen-Düren im Berichtsjahr 2023/2024 6.747 ausbildungsinteressierte Jugendliche, das sind 132 weniger als im Vorjahr (-1,9%). Die Zahl der gemeldeten betrieblichen Ausbildungsstellen sank hingegen deutlich um 943 auf 5.986 Stellen (-13,6%).

100 Stellen - 118 Bewerber

858 Ausbildungsstellen sind aktuell unbesetzt (+1,7%), was auf die weiterhin bestehenden Matching-Probleme hinweist. Besonders betroffen sind Stellen im Einzelhandel und in der medizinischen Fachassistenz. Diesen gegenüber stehen zum Berichtsjahresende noch 1.011 suchende Bewerberim Agenturbezirk Aachen-Düren. Demnach kommen auf 100 unbesetzte Ausbildungsstellen 118 suchende Bewerber.

Stabile Zahlen bei neu eingetragenen Ausbildungsverhältnissen verkündet die Industrie- und Handelskammer Aachen. 3918 Verträge sind ein Minus von 2,1 Prozent. Dies liege vor allem an den Automobilkaufleuten, wo es einen Rückgang vpn 20 Prozent gebe. Dafür hat das Gastro-Gewerbe wieder mehr Lehrverträge abgeschlossen (+22%).

Fast jeder dritte Azubi bricht ab

Sorgen bereiten Waltraud Gräfen die vielen Abbrecher, die nach nur wenigen Wochen ihr Ausbildungsverhältnis beenden - in manchen Branchen ist jede dritte Ausbildung vorzeitig aufgelöst worden. Die Referatsleiterin Berufsstart der IHK Aachen betont: »Die Sicherung des Fachkräftenachwuchses ist für Unternehmen eine der dringendsten Herausforderungen unserer Zeit. Deshalb helfen wir ihnen, junge Menschen zu gewinnen und auszubilden – zum Beispiel, indem wir dabei unterstützen, neue Potenziale durch Inklusion zu nutzen. Nachwuchskräfte zu fördern und zu binden, stärkt nicht nur die Unternehmen selbst, sondern die gesamte Region und schafft Zukunftsperspektiven.«

Nur jeder fünfte Betrieb bildet aus

2077 Lehrverträge sind für die Handwerkskammer ein Plus von einem Prozent. Besonders viele ausländische Auszubildende strömen ins Handwerk, das bei jungen Frauen an Attraktivität gewinnt. »Beruf: Klimaschützer. Die klimarelevanten Beruf boomen«, verkündet Geschäftsführer Georg Stoffels. Aufstiegs-BAföG, Gründungs- und Meister-Prämien schaffen finanzielle Anreize.

Adrien Collet ist einer der jungen Menschen, die den neue Ausbildungsberuf »Elektroniker für Gebäudesystemintegration« erlernen. Er hat Abitur gemacht, wollte aber praktisch arbeiten und ist glücklich, diesen spannenden Beruf bei der »Theodor Mahr & Söhne GmbH« zu erlernen. »In unserer Ausbildungswerkstatt führen wir die jungen Menschen gezielt an die Prüfungsaufgaben heran«, erklärt sein Chef Theodor Mahr. Aber auch Deutschunterricht für ausländische Mitarbeiter gibt es beim Heizungsbauer, der mit 37 Lehrlingen unter 200 Mitarbeitern eine Ausbildungsquote von stolzen 18 Prozent aufweist - regionsweit sind das nur 5,4 Prozent.

Generell bildet nur etwa jeder fünfte Betrieb aus. »Manche können, manche dürfen und manche wollen nicht«, weiß Mahr. »Es ist ein hoher Invest mit unbekanntem Ausgang« versteht Ulrich Käser, Geschäftsführer der Agentur für Arbeit Aachen-Düren beide Seiten. Und doch appelliert er an alle Unternehmer, jungen Menschen eine Chance zu geben und sich selbst die Fachkräfte von morgen zu sichern.


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