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Verhungern Rehe im Winter?

Fachvortrag im verschneiten Lammersdorfer Wald. Karl-Heinz Kuckelkorn (r.) informierte über die Problematik bei der Winterfütterung von Rehwild. Foto: Hoffmann

Fachvortrag im verschneiten Lammersdorfer Wald. Karl-Heinz Kuckelkorn (r.) informierte über die Problematik bei der Winterfütterung von Rehwild. Foto: Hoffmann

»Rehe sind Feinschmecker, sogenannte Konzentratselektierer«, erklärte Karl-Heinz Kuckelkorn, Jagdberater der Städteregion Aachen, bei einer Exkursion Lammersdorfer Wald einer rund 20-köpfigen Gruppe von Frauen und Kindern an einer ehemaligen Futterstelle des Rehwildes. Dabei kam der Tierfreund leicht in Rage, als er auf das neue Landesjagdgesetz in Nordrhein-Westfalen zu sprechen kam: »Man lässt die Rehe im Winter verhungern«.
Eifel (ho). So sei nach dem Landesjagdgesetz das Füttern der Rehe nur bei ausgesprochenen Notzeiten, sprich Brandkatastrophen, langanhaltendem strengen Frost oder besonders hoher Schneelage erlaubt. Dabei dürfe das Rehwild nur noch mit Anwelksilage oder Heu gefüttert werden. »Das wird aber von den Tieren nicht angenommen, da der Rohfasergehalt zu hoch ist«, so Kuckelkorn. Für das Reh wären beispielsweise Äpfel, Rüben oder Apfehlreste artgerechtes Futter, worauf auch die Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz e.V. ausdrücklich hinweise. Kuckelkorn: »Tierschutz scheint den NRW-Landesminister und seine Berater in Wirklichkeit kaum zu interessieren. Für sie ist es natürliche Auslese, wenn ein Reh bei strengem Winter elendig verhungert. Noch nicht einmal die Früchte des Waldes, wie Kastanien, Eicheln oder Bucheckern dürfen dem Wild als Futter vorgelegt werden«. Wer als Jagdpächter dagegen verstößt, muss mit einem saftigen Bußgeld rechnen.
Für Kuckelkorn ist dies ein Unding, zumal alle anderen Bundesländer in Deutschland das Füttern der Rehe in ausgesprochenen Notzeiten mit artgerechtem Saft-und Raufutter erlauben, wie der Jagdberater der Städtregion den Kindern und Jägerinnen der Kreisjägerschaft bei ihrem Ortstermin im Lammersdorfer Wald erklärte. »Es passt nicht in unsere Zeit, Tieren, denen der Mensch helfen kann, eine Hungersnot zu überwinden, einfach verhungern zu lassen. Tierschutz kennt keinen Unterschied. Was für Singvögel gilt, sollte auch für andere Wildtiere gelten«.


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