Verhaltenes Shoppingvergnügen

Es war nicht der große Ansturm, der von manchen erhofft, von anderen wiederum befürchtet wurde. Und doch ist mit dem Öffnen vieler Geschäfte im lokalen Einzelhandel ein kleines Stück Normalität in der »Corona-Krise« eingekehrt.

»Wir haben alle Vorkehrungen getroffen, die Kunden können kommen«, war Michael Haas am Montag Morgen voller Vorfreude. In seinen drei Geschäften an der Simmerather Hauptstraße sowie dem in der Schleidener Innenstadt darf wieder geshoppt werden. »Wir haben Spuckschutz an den Kassen aufgehangen, die Läden mit Aufklebern versehen, damit die Kunden den nötigen Abstand voneinander halten«, versichert Haas. Ganz so, wie man es bereits aus Lebensmittelgeschäften kennt. Ein Kunde darf pro 10 Quadratmetern Verkaufsfläche nach der neuesten Frühjahrsmode schauen. Unverständnis äußert der Vorsitzende des Gewerbevereins Simmerath für die Beschränkung, dass nur Geschäfte öffnen dürfen, deren Verkaufsfläche 800 Quadratmeter nicht überschreitet. »Seine Fläche nicht eingrenzen zu dürfen, wie in anderen Bundesländern erlaubt, ist für mich völlig unverständlich, sorgt für Wettbewerbsverzerrung und stellt die betroffenen Betriebe vor weitere wirtschaftliche Nöte«, so Haas.
So etwa das Imgenbroicher Kaufhaus »Victor fashion & sport«, das mindestens bis zum 4. Mai nicht öffnen darf.

Geschäftsleute und Kunden sind zaghaft

Allgemein herrscht noch ein wenig Unsicherheit und das Kaufverhalten ist zurückhaltend gestartet. Es scheint, als müssen sich die Menschen an die erste »Lockerung« der Beschränkungen im Rahmen der Corona-Pandemie gewöhnen. »Wir wollen es langsam angehen lassen«, erklärt Sarah Röder. Sie öffnet ihr Juwelier- und Uhrengeschäft in Simmerath erst am Donnerstag. »Wir können nur schwer abschätzen, wie viele Kunden kommen, da unsere Tätigkeit sehr beratungsintensiv ist«, so Röder, die den Laden zunächst mit der Auszubildenden öffnen wird. Die anderen Mitarbeiter bleiben vorerst in Kurzarbeit. »Wir müssen alle Schmuckstücke desinfizieren, wenn sie anprobiert wurden und wenn ich einem Kunden eine Kette anlege, brauchen wir beide einen Mundschutz«, sind Röder die Hygienemaßnahmen wichtig, aber sie schränken auch die Arbeit ein. »Ehe die Kunden wieder in gewohnter Häufigkeit uns aufsuchen, wird es wohl noch ein paar Wochen dauern«, vermutet Susanne Muth. Sie leitet das Küchenmöbelgeschäft Rosenwick. »Wer nicht kommen muss, wird einen Einkauf bei uns wohl herauszögern«, so die erste Erkenntnis nach Wiedereröffnung. Aktuell arbeite man laufende Aufträge ab - das Loch, das jetzt entstanden sei, werde man in einigen Wochen spüren. Anderswo, etwa in den Baumärkten, die durchgehend geöffnet hatten, herrscht weiter rege Betriebsamkeit. Was wohl auch dem anhaltend tollen Frühlingswetter geschuldet ist. Auch auf die Öffnung der Roetgener Buchhandlung Lesezeichen haben die Kunden spürbar gewartet. »Wir haben auch während der Schließung Bücher ausgeliefert oder sie an der Türe ausgegeben«, erklärt Rose Blatz-Ommer. Doch der persönliche Kontakt mit gebotenem Abstand und die fachliche Beratung sei vielen Kunden wichtig. Zwei Kunden dürfen zeitgleich das Ladenlokal betreten - es wäre Platz für mehr, aber Sicherheit gehe vor.

Altstadt kaum belebt - Sanierungsarbeiten

Auch in der Monschauer Altstadt ist das Einkaufsverhalten noch sehr eingeschränkt. Es fehlt einfach an Touristen - aus gutem Grund sicherlich. »Wir haben zwar seit Montag wieder geöffnet, aber die Resonanz ist sehr bescheiden«, erklärt Nicole Schubert. Im »Living and more« bietet sie Dekoartikel, Schmuck und Accessoires an. »80 Prozent unseres Umsatzes machen wir über Gäste der Stadt«, weiß Schubert. Da sei also im Moment nicht mit viel zu rechnen. »Im Prinzip sind wir genauso betroffen wie die Gastronomie, auch wenn wir den Laden wieder öffnen durften.« Unterdessen schreitet die Sanierung des Rursammlers in der Altstadt voran. Aktuell wird der dritte Bauabschnitt der Kanalbaumaßnahme in Angriff genommen. So seien die Pflasterarbeiten an Richters Eck nahezu abgeschlossen - jetzt geht es auf der Stadtstraße weiter. Die Stadt Monschau teilt mit, dass diese daher nicht befahrbar ist.


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