»Lokale Medien gewinnen an Bedeutung«

Selten zuvor sind von einer Herbsttagung des Bundesverbandes Deutscher Anzeigenblätter derart positive Signale in die Zukunft gesendet worden. In dieser Einschätzung waren sich die etwa 230 Teilnehmer der zweitägigen Veranstaltung in Offenburg einig.

In einer bemerkenswerten Rede hatte Günther Oettinger, EU-Kommissar für Digitale Wirtschaft und Gesellschaft, die drohenden Folgen der »digitale Revolution« beschrieben. Geradezu irrational sei der Aktienwert US-amerikanischer Internetgiganten, der den Wert der 30 deutschen DAX-Unternehmen um das doppelte übersteige. Mit Blick auf die Medienlandschaft sprach sich Oettinger in diesem Zusammenhang für gleiche Start- und Wettbewerbsbedingungen für alle Akteure aus: Datenschutzrichtlinien, Mindestlohn, Steuerlast, das seien unter anderem die Punkte, über die zu reden sei. Die Lösung der Probleme, so Oettinger, sei aber gegenüber Google, Facebook, Amazon und anderen Giganten dieser Branche nur noch auf europäischer Ebene zu finden.
Und Günther Oettinger machte den Anzeigenblatt-Verlegern Mut, betonte die zunehmende Bedeutung lokaler Medien in Zeiten von Europäisierung und Globalisierung. »Ich lade Sie ausdrücklich dazu ein, mit mir zu diesen Fragen in den Dialog zu treten«, sagte der EU-Kommissar. Eine Einladung die der Verband und seine Mitglieder gerne annehmen werden, wie BVDA-Präsident Alexander Lenders sagte.

Vorlesetag

»Was darf man vom Frontmann einer Kölner Popgruppe als Festredner der BVDA-Herbsttagung erwarten?« Die Frage stand nur kurz zwischen Henning Krautmacher und den Vertretern der Anzeigenblattverlage. Denn schon nach wenigen Sätzen hatte der Höhner-Sänger und Lese-Botschafter die Zuhörer in seinen Bann gezogen. Mit Geschichten aus Leseclubs, die Krautmacher in Köln und Umgebung gemeinsam mit Freunden und Gleichgesinnten einrichtet und betreut. Und mit dem Appell an die deutschen Anzeigenblatt-Macher, etwas gegen das größer werdende Problem des Analphabetismus in Deutschland zu unternehmen: »Es ist mit eine große Freude und Ehre, dass der Bundesverband Deutscher Anzeigenblätter mir die Gelegenheit gibt, eine Idee vorzustellen, die mit einfachsten Mitteln bewirken kann, dass unsere Kinder und Enkel ihre Chance auf Bildung erkennen.« Und zu erfahren, dass er mit der Aufgabe, bei jungen Menschen Leselust zu wecken, bei den Anzeigenblättern Gehör findet, sei für ihn eine wunderbare Sache. »Mit 60 Millionen Auflage jede Woche können wir gemeinsam etwas bewirken«, hofft Krautmacher auf breite Unterstützung. Bereits zum 12. Bundesweiten Vorlesetag am 20. November werden die Anzeigenblätter mit lokaler Berichterstattung auf das Thema aufmerksam machen. Und im kommenden Jahr, auch das steht bereits fest, wird »Lesen« als zentrales Thema unter dem Motto »Das geht uns alle an!« bundesweit aufgegriffen.

Für die Zukunft

Dass die Anzeigenblatt-Verleger ausgerechnet in durchweg schwierigen Zeiten gestärkt nach vorne schauen, darf durchaus als Zeichen des gestiegenen Selbstbewusstseins bewertet werden, mit dem die Verantwortlichen in den deutschen Anzeigenblatt-Verlagen auch ihre publizistisch zunehmend relevanter werdende Rolle sehen und ausfüllen. Die Herausforderungen scheinen spätestens seit Offenburg erkannt. Und, die Verleger sind bereit, »ihr« Medium für die Zukunft aufzustellen. Die Bedenkenträger werden weniger...


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