Krise zum »neuen Denken« nutzen

Der Einzelhandel hat es schwer - nicht nur die Konkurrenz aus dem Internet macht ihm zu schaffen, sondern auch der Lockdown und die Beschränkungen in der Corona-Pandemie. »Wir müssen jetzt neu denken, damit wir gestärkt aus der Krise kommen«, appelliert Unternehmer Klaus Victor.
Einen beschaulichen Platz zum Verweilen hat Klaus Victor (l.) vor seinem Geschäft in Imgenbroich geschaffen. Mehr davon fordert er von Bürgermeisterin Margareta Ritter (2.v.l., hier im Gespräch mit Jörg Hamel vom Handelsverband und Jacqueline Huppertz von der CDU-Mittelstandsvereinigung). Foto: T. Förster

Einen beschaulichen Platz zum Verweilen hat Klaus Victor (l.) vor seinem Geschäft in Imgenbroich geschaffen. Mehr davon fordert er von Bürgermeisterin Margareta Ritter (2.v.l., hier im Gespräch mit Jörg Hamel vom Handelsverband und Jacqueline Huppertz von der CDU-Mittelstandsvereinigung). Foto: T. Förster

»Es gibt nicht mehr die Konkurrenz der einzelnen Läden, die Standorte buhlen um die Gunst der Kunden.« Klaus Victor hat viel für die Entwicklung Imgenbroichs zum Versorgungszentrum in der Stadt Monschau und darüber hinaus getan und weiß, wie wichtig ein stimmiges Gesamtangebot für die Zufriedenheit der Kunden ist. »Wir sind gut aufgestellt, verfügen über einen attraktiven Branchenmix, aber wir müssen auch sehen, dass den Kunden mehr geboten wird als das reine Shopping-Vergnügen«, so der Inhaber von »Victor fashion & sport«.

Nischen-Angebote und Plätze zum Verweilen

Schon im Gespräch mit dem WochenSpiegel zum 70-jährigen Bestehen des Familienuternehmens Anfang März hatte Victor dies gefordert und erneuerte es im Beisein von Bürgermeisterin Margareta Ritter und Jörg Hamel, dem Geschäftsführer des Handelsverband Aachen-Düren-Köln: »Viele Menschen fahren nicht mehr nur zum Einkaufen - sie wollen etwas erleben«, glaubt Victor. Ein Einkaufsort müsse auch ein Kommunikationsplattform, ein sozialer Treffpunkt sein. Daran gelte es verstärkt zu arbeiten. Und dies will Ritter gemeinsam mit der Politik auch tun. »Wir wollen das Einzelhandelskonzept revitalisieren und sehen, wie man den Einkaufsort Imgenbroich optisch aufwerten kann«, so die Bürgermeisterin. »Es fehlen Plätze zum Verweilen, gute Gastronomie, aber eben auch eine Bushaltestelle mitten im Ort, die es den Menschen leichter macht, auf das Auto zu verzichten«, so Victor. Auch kleinen Läden mit Nischen-Produkten müsse ein attraktiver Raum geboten werden. »Wir haben diese Aufgaben in der Vergangenheit in die Hände von Herrn Victor aus Investor und Einzelhändler gelegt - da muss von der öffentlichen Hand mehr kommen«, übt Ritter Selbstkritik. Und einige Ideen hat sie auch schon in der Schublade.

Wirtschaftliche Krise kommt erst noch

Zunächst gelte es aber für die vielen Einzelhändler gut durch die Corona-Krise zu kommen. »Im Textil-Einzelhandel gibt es ein Umsatz-Minus von 35 Prozent«, weiß Klaus Victor. Mit vielen Rabattaktionen haben er und seine Mitarbeiter viel Ware an den Kunden verkaufen können - aber finanziell bleibt dann kaum etwas hängen. Die zwischenzeitliche Grenzschließung Belgiens mit Einkaufsverbot habe den Geschäften in Imgenbroich weh getan. »Die wirtschaftliche Krise im Handel kommt erst noch«, orakelt Jörg Hamel vom Handelsverband Aachen-Düren-Köln. Die Corona-Schutzmaßnahmen trübten das Shoppingvergnügen und die Frühjahrsmode sei vielfach in den Regalen liegen geblieben, weil wochenlang geschlossen war oder nur eingeschränkt geöffnet werden durfte. Klaus Victor freut der Trend zum wohnortnahen Urlaub. »Die vielen Ferienwohnungen und der Run auf Campingplätze hilft uns - denn diese Touristen wollen im Urlaub auch shoppen gehen«, hat Victor in der Ferienzeit gute Umsätze gemacht. Während er nun die Herbstmode in seinem Geschäft einräumt, soll die Politik die geeigneten Bedingungen schaffen, damit die Kunden auch nach der Pandemie gerne in Imgenbroich einkaufen.

Verkaufsoffener Sonntag am 20.9.

Wertvolle Impulse und notwendigen Umsatz erhoffen sich die Einzelhändler durch verkaufsoffene Sonntage.
Am Dienstag, 1. September, will der Monschauer Stadtrat darüber beraten. Bis zu vier verkaufsoffene Sonntage wären in diesem Jahr noch zulässig.
Auch wenn der Wirtschaftstag ausfällt, so sollen die Geschäfte am Sonntag, 20. September, öffnen dürfen.
»Der Sonntag ist für den Familieneinkauf sehr wichtig und zieht besonders verstärkt Herren in die Gechäfte«, weiß Klaus Victor.
»ver.di hat signalisiert wegen der Corona-Pandemie nicht dagegen vorgehen zu wollen«, weiß Jörg Hamel.


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