Drohnen retten »Bambis« Leben
Die Grasmahd in der Landwirtschaft kann für Rehkitze und andere Tiere, die sich in den Feldern verstecken, tödlich enden. Landwirte und Jäger setzen daher auf verschiedene Wege das Risiko für die Tiere zu minimieren, auch auf die Drohnentechnik der Kreisjägerschaft.
Nordeifel (Fö). Auf private Initiative hatte Dominik Puhl, der seit rund acht Jahren als Jäger tätig ist, bereits 2020 mit dem zuständigen Jagdpächter eine solche Drohne für den Bereich Kesternich/Strauch/Steckenborn beschafft. Mittlerweile hat auch die Kreisjägerschaft Aachen Stadt und Land e.V. vier fliegende Wärmebildkameras gekauft, wovon eine in der Nordeifel eingesetzt wird. Etwa 60 Prozent Förderungen von Land und Bund haben die Anschaffungen ermöglicht.
Weil sie ihren Nachwuchs dort in vermeindlicher Sicherheit wägen, legen Ricken ihre Kitze oft im hohen Gras ab. Bei Gefahr flüchten die Jungtiere in ihren ersten Lebenstagen jedoch nicht aus dem Feld sondern geben ihrem »Duckreflex« nach und verharren auf der Stelle – unsichtbar für den Landwirt auf seinem Traktor samt Mähwerk.
Die Palette der sogenannten Vergrämungsmethoden reicht von wehendem Flatterband, akustischen Piepern, die das Wild durch laute Signale verscheuchen sollen und sowohl stationär als auch am Mähdrescher selbst angebracht werden bis hin zum manuellen Absuchen des Grünlandes. Die stationären Methoden, die bereits am Abend vor der Mahd im entsprechenden Areal angebracht werden und dazu führen soll, das die Ricke ihr Kitz aus dem Feld führt, oder aber dass sie es gar nicht erst dort ablegt, haben jedoch auch Nachteile. »Sie sind nicht 100 Prozent sicher - nur das Abfliegen unmittelbar vor dem Mähen gibt Gewissheit«, unterstreicht Dominik Puhl.
Deshalb setzen die Rehkitzretter auf Flugdrohnen mit Wärmebildkameras, mit denen die Wiesen im Morgengrauen vor der Mahd systematisch abgeflogen werden. Denn nur, wenn die Natur um das Tier herum noch kühl ist, kann das Kitz gefunden werden.
Verändertes Mähsystem und Biodiversität
»Das ganze lebt natürlich von der Kooperation. Wir müssen am Abend vorher die Information der Landwirte haben, wo gemäht wird«, sagt Colmbine Stuhlmann, Vorsitzende der Kreisjägerschaft. Wird ein Kitz per Wärmebildsignatur lokalisiert, werden die Helfer per Funk zum Fundort gelotst. Das Tier wird dann von den Helfern - diese tragen Handschuhe, damit dem Tier keine menschlichen Geruchsspuren anhaften - behutsam mit langem, frischem Gras in eine verschließbare Box gelegt und für die Dauer der Mahd samt Box am Wald- oder Wegesrand abgestellt. Nach der Mahd wird das Tier wieder freigelassen. »Ricke und Kitz haben einen Geruchsband, das sie auch nach Stunden wieder zusammenfinden lassen«, erklärt Rehkitzretter Puhl.
Tagsüber, wenn die Wärmebildkamera an ihre Grenzen kommt, werden auch unterstützend Jagdhunde eingesetzt. Oder aber, wenn zu viele Landwirte gleichzeitig auf die Hilfe der Jäger angewiesen sind.
»Wir sind froh, dass wir bei der Rehkitzrettung Unterstützung von der Kreisjägerschaft bekommen, denn es liegt auch in unserem Interesse als Landwirte, Schäden zu minieren. Deshalb wollen wir die Kooperation weiter nach vorne bringen« sagt Rolf Funken, Landwirt aus Mützenich. Er selbst mäht bis zu 50 Hektar am Tag, hat das Vorgehen beim Mähen generell umgestellt. »Wir mähen jetzt von innen nach außen, um den Tieren einen großen Fluchtbereich zu bieten«, versichert Funken. Auch schenkt der Landwirt, der seinen Hof an der Reichensteiner Straße zwischen Mützenich und Kalterherberg hat, der Biodiversität mehr Raum. So werden kleinere Flächen nicht gemäht - das wechselnde Aussparen von Streifen bei der Schnittnutzung bietet Insekten Nährraum und Fluchttieren Schutz.
Weitere Infos und Kontakt zum »Drohnenteam zur Jungwildrettung« gibt es auf https://aachen.ljv-nrw.de/drohnenteam/