Der Hirte singt nicht mehr
»Alles hat seine Zeit. Es hat mir all die Jahre unglaublich viel Freude gemacht. Doch jetzt ist Zeit, aufzuhören.« Nach 32 Jahren ist der »singende Hirte« Geschichte. Reiner Jakobs wird die einzigartige Landschaftskrippe in der Höfener Pfarrkirche in der kommenden Weihnachtszeit nicht mehr aufbauen.
Höfen (Fö). »Ich habe mir die Entscheidung nicht leicht gemacht. Aber es geht einfach nicht mehr.« Mit Wehmut denkt Reiner Jakobs an die kommenden Monate, in denen er über viele Jahre hinweg Material gesammelt, seine Figuren und Tiere aufgehübscht und am immer neuen Aussehen seiner Landschaftskrippe gebaut hat. Dann ging es Ende November mit eifrigen Helfern ans zweiwöchige Aufbauen, ehe rund acht Wochen lang in der Höfener Kirche gesungen und auf verschiedenen Instrumenten musiziert wurde. »Bei Wind und Wetter in die kalte Kirche fahren, dort arbeiten und stundenlang musizieren - das macht mein Körper nicht mehr mit«. Lange hat der »singende Hirte« mit sich gerungen, schließlich ist es ein Lebenswerk, das er nicht mehr fortführen kann.
Früher als gewohnt hat Reiner Jakobs den Stall, die Figuren und einige Tiere zusammen gepackt und zum Höfener Gotteshaus gefahren. »Das alles gehört der Kirche - wer es wie aufbaut, das ist noch offen«, weiß der 81-Jährige. »Für halbe Sachen bin ich nicht zu haben und ich bin auch niemand, der vom Stuhl aus den anderen sagt, wo es lang geht«, erklärt Reiner Jakobs weitere Beweggründe. In viele Richtungen hat der emsige Ehrenamtler seine Fühler ausgestreckt, doch ein Nachfolger hat sich nicht gefunden.
»Wer mich von den Tieren schief ansieht, der wird entsorgt«, ist Jakobs doch weiterhin zu Scherzen aufgelegt. Doch viele Erinnerungsstücke werden ihren Platz behalten im Haus der Familie Jakobs. »Vielleicht baut er eine Krippe hier in unserem Wintergarten auf«, weiß Irmgard Jakobs um den Ideenreichtum ihres Mannes. »Vielleicht wird es auch eine Große«, gibt er ihr lachend mit auf den Weg. Schließlich sprüht der »singende Hirte« auch weiterhin voller Ideen. So will er kleinere Gesangsauftritte machen und dabei weiter Spenden sammeln. »Meinen Einsatz für krebskranke Kinder werde ich weiterführen - auf andere Weise eben«, ruft Reiner Jakobs zum Spenden auf.
»Ich bedauere den Entschluss von Reiner Jakobs sehr, kann seine Entscheidung aber voll und ganz verstehen«, so Monschaus Bürgermeisterin Dr. Carmen Krämer. »Der singende Hirte ist eine Institution, die weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt ist und zur Weihnachtszeit wie selbstverständlich dazu gehört.« Krämer hofft, dass sich ein oder mehrere Nachfolger finden lassen, die sein Erbe fortsetzen. »Auch wenn Reiner Jakobs und seine Frau mit ihrer Art und ihrem Engagement unersetzlich sind«, lobt die Bürgermeisterin.
Das einzigartige ehrenamtliche Engagement von Reiner Jakobs und seiner Frau haben ihm nicht nur die tausenden Menschen jährlich gedankt, die seine Krippe besucht haben. Gerade die stetig steigenden Spendensummen haben ihn sehr gefreut und in seinem Wirken bestärkt. Ein besonders eindrucksvoller Moment war für den Verfasser dieser Zeilen der Besuch mit Reiner Jakobs in der Kinderonkologie des Aachener Klinikums, wo all das Positive, das der »singende Hirte« bewirken konnte, spürbar war.
Der Eintrag ins Goldene Buch der Stadt Monschau 2014 reihte sich in eine Vielzahl von Auszeichnungen für Reiner Jakobs und seine Frau ein - auch wenn es ihm nie um öffentliche Anerkennung ging. 1993 erhielt er die Ehrenplakette des Landrats in Silber, 2001 die Ehrenamtsplakette der Stadt Monschau. 2006 wurde dem »Singenden Hirten« die Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen und 2012 zeichnete ihn Städteregionsrat Helmut Etschenberg mit dem »Stifterpreis für ehrenamtliches Engagement« aus. 2017 wurde er zum Neujahrsempfang von Bundespräsident Joachim Gauck eingeladen und mit dem Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. Und noch eine keineswegs alltägliche Widmung ziert das Wohnzimmer der Familie Jakobs: Der »Apostolische Segen« von Papst Franziskus I.
Spendenaktion läuft weiter
Spenden für den Förderkreis »Hilfe für krebskranke Kinder« e.V. im Klinikum Aachen sind das ganze Jahr über möglich.
IBAN: DE92 3905 0000 0000 0028 08
Verwendungszweck: »Singender Hirte«