Alter Baustoff, der fasziniert
Studierende des Studiengangs Architektur der FH Aachen sind fasziniert vom Viertelhaus in der Monschauer Altstadt und versuchen sich an einer Kombination aus historischen und innovativen Lehmbautechniken.
Monschau. Architektur-Studenten an der FH Aachen unterstützen die Instandsetzungsarbeiten des Viertelhauses. Unter Anleitung von Spezialisten für Lehmbauten und dem Vorsitzenden der ISG Monschau, Wolfgang Kaever, mauerten sie Gefache mit Lehmsteinen aus und verputzten das Fachwerks von innen mit Lehm. Verschiedene Lehmbautechniken wurden den Studierenden bei diesem außergewöhnlichen Seminar präsentiert, darunter Lehmziegelsteine, eine Stroh-Lehm-Mischung sowie die Aufbereitung und fachgerechte Verfüllung von klassischen Holz- und Weidegeflechten. Das Viertelhaus möchte den Menschen bei ihren eigenen Renovierungsarbeiten Hilfestellung geben, indem es die vielfältigen Techniken sichtbar macht.
Lehm, als einer der ältesten Baustoffe der Menschheit, erfüllt ökologische und baubiologische Anforderungen wie kein anderer Baustoff. Er ist örtlich verfügbar, schont Ressourcen und ist beliebig wiederverwertbar. Bei seiner Herstellung wird wenig Energie benötigt, er ist angenehm zu verarbeiten und gibt keine Schadstoffe ab.
Das Viertelhaus nutzt die vielfältigen und wandelbaren Eigenschaften von Lehm in beeindruckender Weise. Als loses Rohmaterial kann Lehm für verschiedenste Einsatzgebiete aufbereitet werden. Er kann als Schüttung in Zwischenböden eingebracht, als Mörtel oder Putzmischung verarbeitet oder zu Steinen oder Platten geformt werden. Darüber hinaus lässt er sich erdfeucht zu massiven Wandkonstruktionen stampfen. Durch die Zugabe von Zusätzen wie Stroh- oder Holzhäckseln, Hanffasern oder Hobelspänen können unterschiedliche Festigkeiten, Elastizität sowie wärmedämmende und wärmespeichernde Eigenschaften erzielt werden.
Als Baumaterial verbessert Lehm entscheidend das Raumklima. Durch die Aufnahme und Abgabe von Wasserdampf reguliert er die Luftfeuchtigkeit auf natürliche Weise. Zudem bietet er aufgrund seiner Masse eine gute Schalldämmung und besitzt wärmespeichernde Eigenschaften.
Das Viertelhaus in Monschau ist ein Projekt, das die Schönheit und Nachhaltigkeit traditioneller Bauweisen hervorhebt. Es vereint historische Planung mit modernen Lehmbautechniken und zeigt eindrucksvoll, wie Lehmbau dazu beitragen kann, ökologische und baubiologische Anforderungen zu erfüllen.
Leerstehende Altbauten retten
Durch die zentrale Lage an der Einmündung der Kirchstraße in die Stadtstraße wird das Viertelhaus eine große öffentliche Wahrnehmbarkeit haben und zahlreiche Besucher anziehen. Die ISG Monschau erhofft sich dadurch positive Impulse für die Rettung weiterer leerstehender Altbauten in Monschau.
Zusätzlich soll das Viertelhaus als lebendiger Treffpunkt dienen, um die soziale Infrastruktur in der Altstadt zu stärken. Es bietet Raum für Veranstaltungen, Konzerte, Lesungen und private Feiern. Der angrenzende Garten kann ebenfalls genutzt werden.
Die ISG Monschau plant auch die Nutzung des Hauses für (temporäre) Ausstellungen, einschließlich einer Präsentation zur Bedeutung des Ortes als Geburtsstätte von Karl Wilhelm Scheibler.