Mario Zender

RWE bringt Kreis in Bredouille

Der Stromriese RWE kämpft seit Jahren mit den Auswirkungen von Fukushima. Kaum noch etwas erinnert an den Glanz früherer Tage, in denen der Essener Konzern als »Gelddruckmaschine« galt. Viele Kommunen sind seit vielen Jahren Aktionäre beim RWE. Auch der Kreis Cochem-Zell, der über 6.529 Aktien hält und noch über das kreiseigene Wasserwerk ein Aktienpaket von 699.461 Aktien besitzt, trifft die Entwicklung sehr hart.
Der RWE-Konzern steckt in der Krise: Die Grafik zeigt den dramatischen Wertverlust der RWE-Aktie.                                                                                              Grafik: Weiss-Intermedia

Der RWE-Konzern steckt in der Krise: Die Grafik zeigt den dramatischen Wertverlust der RWE-Aktie. Grafik: Weiss-Intermedia

Nicht nur, dass die Aktien nur noch einen Bruchteil dessen wert sind, was sie einmal wert waren und was für sie bezahlt wurde. Vergangene Woche gab RWE auch noch bekannt, dass die jährliche Dividende gestrichen wird. Für den Kreis Cochem-Zell bedeutet dies, dass dem Wasserwerk ein Nettoertragsausfall von rund 280.000 Euro für dieses Jahr beschert wird. Recherchen des WochenSpiegel ergaben, dass das finanzielle Ausmaß des RWE-Desasters noch viel höher ist. Denn die Aktien, die der Kreis Cochem-Zell und das Kreiswasserwerk halten (insgesamt 705.990 Stammaktien) waren zu den besten Zeiten (2007) rund 68,2 Millionen Euro wert.  Das Kreiswasserwerk hat etwa für 560.646 Aktien einen Durchschnittskurs von 42 Euro bezahlt. Vergangenen Montag lag die RWE-Aktie lediglich bei 10,68 Euro. Dies bedeutet, dass das Aktiendepot nur noch einen Wert in Höhe von 7,5 Millionen Euro hat. Im Vergleich zum Allzeithoch hat das Depot des Kreises damit rund 60,7 Millionen Euro verloren.  Angesprochen auf den finanziellen Absturz der Aktie weist der Kreis darauf hin, dass das Kreiswasserwerk durch die jahrelangen RWE-Dividendenausschüttungen rund zehn Millionen Euro erhielt. Diese seien wiederum zur Entgeltentlastung der Bürger beim Wasserpreis eingesetzt worden. Welche Auswirkung die entfallene und vom Kreis fest eingeplante Dividendenzahlung des RWE für den Kreis hat, ist noch offen. Der durch die Dividendenzahlung subventionierte Wasserpreis soll, so die Kreisverwaltung, nicht erhöht werden. Die Behörde teilt mit, dass im Jahr 2014 ein Beschluss des Kreistages erfolgt sei, wonach die Entgelte für Wasser für die nächsten Jahre (2015 bis 2017) konstant gehalten werden. Auf Anfrage des WochenSpiegel teilt die Kreisverwaltung mit: »Die Verwaltung sieht trotz des angekündigten Ausfalls der Dividende keine Notwendigkeit, eine Gebührenanpassung vorzunehmen.« Andere Kommunen beziehungsweise Städte haben in der Vergangenheit mit ihren RWE-Aktien »Kasse« gemacht. So »versilberten« die Stadtwerke Trier im Dezember 2007 640.000 RWE-Aktien mit einem Gewinn von rund 41 Millionen Euro. Bereits im März 2007 hatten sie die gleiche Anzahl an RWE-Aktien mit einem Gewinn von rund 30 Millionen Euro veräußert. 

Kommentar - »VoRWEg« ins Desaster!

Von Mario Zender Der Kreis hat mit seinem Aktiendepot einen enormen Wertverlust erlitten. Die ehemals 68,2 Millionen Euro wertvollen RWE Aktien sind heute nur noch etwa 7,5 Millionen wert. Dass der Energieriese RWE durch Fukushima in Schieflage geraten wird, konnte bei den Verantwortlichen des Kreises niemand vorhersehen. Als der Kursverlust nachhaltig in den Keller »marschierte«, hätte reagiert werden müssen. So wie es jeder Anleger getan hätte. Stopp-Kurs setzen und Gewinne realisieren. Mehrmals fand im Kreistag die Diskussion darüber statt, ob die Aktien oder zumindest Teile davon veräußerst werden sollten. Immer wieder wurde dies abgelehnt. »Tafelsilber« verkauft man nicht, war vielfach die Argumentation. Liebe Kreistagsmitglieder, ihr seid eurer Haltung treu geblieben und habt das »Tafelsilber« nicht verkauft. Dafür habt Ihr es mit Eurer »Taktik« des Aussitzens aber größtenteils »zerstört«… Bleibt die Frage, worüber sich die Bürger mehr ärgern dürfen. Über die verlorenen Millionen oder das Nichthandeln ihrer Volksvertreter im Kreistag…? Mail an den Autor: mariozender@wvm-verlag.de


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