"Wo es Schwierigkeiten gibt, helfen wir"

Der WochenSpiegel sprach mit dem Vorstandsvorsitzenden der Sparkasse Mittelmosel, Edmund Schermann, über die Auswirkungen des Coronavirus auf die regionale Wirtschaft.
Vorstandsvorsitzenden der Sparkasse Mittelmosel, Edmund Schermann.

Vorstandsvorsitzenden der Sparkasse Mittelmosel, Edmund Schermann.

Die Corona-Krise sorgt für sorgenvolle Gesichter von zahlreiche Unternehmerinnen und Unternehmer in der Region. Wie sehen Sie die aktuelle Lage? Die sorgenvollen Gesichter kann ich gut verstehen. Wir erleben einen tiefen Einschnitt in die wirtschaftlichen Möglichkeiten unserer Region. Wie tief und schmerzhaft dieser Einschnitt letztlich sein wird, hängt davon ab, wann und wie wir die Corona-Krise überwinden und Angebot und Nachfrage wieder hochfahren. Falls das recht schnell passiert, bin ich für unsere Region optimistisch. Die vergangenen Jahre waren überwiegend gut und in den Unternehmen wurden deshalb einige Reserven angelegt. Unsere Unternehmerinnen und Unternehmer kommen nahezu ausschließlich aus dem Mittelstand, dem Handwerk sowie der Tourismusbranche und haben vor Corona solide und positive Ergebnisse erzielt. Es ging unserer Wirtschaft vor Corona wirklich gut. Sind die Betriebe, die nun in eine finanzielle Schieflage geraten sind, noch zu retten? Ein klares Ja. Die Betriebe, die erst durch Corona in eine Schieflage geraten sind, werden aus verschiedenen Quellen Zuschüsse und Kredite erhalten, um die Liquidität der nächsten Zeit zu sichern. Es gibt wirklich sehr vielfältige Möglichkeiten, die sich auch in den vergangenen Tagen permanent zu Gunsten unserer Kunden weiterentwickelt haben.Aber natürlich sind die Kredite in bis zu zehn Jahren auch zurück zu zahlen. Das wird noch eine Belastung werden, wenn erstmal die größte Not der aktuellen Liquidität überstanden ist und hängt wesentlich davon ab, wann wieder Geld verdient wird. Welche Hilfe bieten Sie Ihren Kunden an, die finanzielle Probleme im Zusammenhang mit der Corona-Krise haben? Unsere Berater haben bereits in der ersten Woche der Krise mit nahezu allen Kunden sprechen können. Wir stehen zusammen und sind im Dauereinsatz für unsere Kunden. Die regionale Bekanntheit tut gut. Es ging überwiegend um allgemeine Fragen rund um die Beantragung von Hilfen.Zugleich haben wir als Sparkasse sofort helfen können, sei es durch Liquiditätskredite oder durch Tilgungsaussetzungen. Das geht auf Zuruf.Für weitergehende Hilfen gibt es die Öffentlichen Kreditgeber KfW und ISB. Hier stellen wir als Hausbank die bestmögliche Einreichung der Kreditanträge unserer Kunden sicher, so dass diese Hilfen so schnell wie möglich fließen können. Kommen die finanziellen Hilfen des Bundes- beziehungsweise des Landes noch rechtzeitig? Auch hier ein klares Ja. Die Hilfen kommen rechtzeitig. Dort, wo es zeitliche Schwierigkeiten aufgrund der Fülle von Anträgen gibt, helfen wir mit eigenen Mitteln und gehen gerne in Vorleistung. Hierfür haben wir eine eigene Truppe in unserer Sparkasse aufgebaut, die den Überblick behält. Wie ist die Lage der Sparkasse? Einerseits sagt das Wirtschaftsministerium es sollen großzügig Kredite vergeben werden, andererseits bekommen Sie als Kreditinstitut von Ihrer Aufsichtsbehörde (Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht) Warnungen, nicht weiter das Risiko der Bank auszuweiten. Wie passt das zusammen? Danke für die Frage Herr Zender, wir machen seit jeher das regionale Geschäft mit unseren Kunden. Finanzielle Abenteuer, um die Folgen der Negativzinsen zu umgehen, machen wir nicht.In den vergangenen Jahren haben wir gemeinsam mit unseren Unternehmerinnen und Unternehmern Erträge erzielen können und auch harte Kostenmaßnahmen durchgeführt. Das hat uns in die Lage gebracht, nun mit unseren Kunden die schwierigen Corona-Risiken zu stemmen. Welche Dinge haben Sie aktuell noch im Fokus? Neben unseren Kreditfachleuten sind auch die Anlagespezialisten viel gefragt. Mit einer langfristigen Perspektive ergeben sich derzeit an den Kapitalmärkten durchaus Chancen. Das wichtigste Thema - natürlich durch Corona forciert - ist aber die Digitalisierung. Viele Kundinnen und Kunden nutzen nun das Onlinebanking und die Sparkassen-App und erleben, wie einfach und bequem eine Sparkasse ist, ohne dass man auf die persönliche Beratung verzichten muss. Ich würde mich auch sehr freuen, wenn das kontaktlose Bezahlen von kleinen und großen Beträgen, z.B. durch das Smartphone, noch weiter von unseren Betrieben angeboten wird. Hier gilt das Gleiche wie für das Onlinebanking - wer es einmal versucht hat, wird diesen Service künftig immer nutzen. Die Fragen stellte Mario Zender.


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