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Mario Zender

Lebensgefährtin des Arztes bestreitet Absprache zur Tötung

Von Mario Zender

Trier/Daun. Am zweiten Prozesstag im Verfahren gegen Julia L. (35), deren Sohn und dessen Stiefbruder, denen vorgeworfen wird, den Dauner Arzt Steffen Braun umgebracht zu haben, wurden tiefgreifende Einblicke in das Familienleben und die dramatischen Ereignisse in der Tatnacht vor Gericht enthüllt. Die Verhandlung bot einen eindrucksvollen Einblick in die Lebensgeschichte von Julia L. und ihrem Lebensgefährten Steffen Braun, von ihrem ersten Kennenlernen als Schwesternschülerin und Arzt bis hin zu einer romantischen Liebe, die sich über die Jahre entwickelte. Die 35-jährige vierfache Mutter Julia L. offenbarte vor Gericht, wie sie als Krankenschwester ihren späteren Lebensgefährten Steffen Braun kennenlernte und sich früh in ihrer Beziehung in das gemeinsame Familienleben integrierte. "Als ich ihn das erste Mal sah, war ich total fasziniert. Er war so nett, so freundlich, so hilfsbereit", schwärmte sie unter Tränen im Gericht. Nach kurzer Zeit seien sie bereits zusammengezogen. Julia L. beschrieb eine tiefe Bindung zu ihren Kindern und ihrem Partner Steffen Braun, der nicht nur ein liebevoller Partner war, sondern auch eine wichtige Vaterfigur für ihre Kinder darstellte. Allerdings wurde auch deutlich, dass ihre Beziehung nicht frei von Konflikten war. Besonders problematisch war offenbar der Alkoholkonsum des Arztes, der regelmäßig zu Streitigkeiten und sogar zu physischen Auseinandersetzungen geführt haben soll. Julia L. schilderte vor Gericht, wie der Mediziner im alkoholisierten Zustand oft aggressiv wurde und sie sowie ihre Kinder bedrohte oder sogar angegriffen habe. Trotz all den Eskapaden des Lebenspartners liebte sie ihn nach eigenen Worten. Am 28. November 2019 hätten sie sich sogar verlobt. Drei Kinder hätte die Liebe ihnen geschenkt. „Wir hatten Zukunftspläne, sogar von weiteren Kindern haben wir gesprochen“, so Julia L.. Doch dazu kam es nicht. Der dramatische Vorfall, der schließlich zum Tod von Steffen Braun führte, wurde von Julia L. detailliert geschildert. Es sei der 30. Dezember 2022 gewesen. An diesem Tag kam es im Haus in Gerolstein zu einer erneuten Eskalation während einer hitzigen Auseinandersetzung zwischen ihr und Steffen Braun. Er habe sie bedroht und auch angegriffen. „Er schlug mir ins Gesicht. Und drohte mir, mich durch den Häcksler zu drehen und die Teile dann im Klo runterzuspülen“, erklärte Julia L.. Auch habe Steffen Braun immer ein Messer am Gürtel getragen, wodurch sie Angst hatte. Eigentlich hatte sie sich auf ein schönes Silvesterfest mit ihren Kindern gefreut. Ihr Lebenspartner habe Dienst im Krankenhaus gehabt. Doch plötzlich sei er zu Hause aufgekreuzt und habe Alkohol getrunken. Meine Kinder waren alle sauer, dass er da war, weil sie befürchteten, dass es wieder zu Ärger kommen würde. Gegen Mitternacht, als sie schon schlief, sei sie von ihrem ältesten Sohn geweckt worden, der zitternd an ihrem Bett stand. „Er müsse sofort mit mir etwas besprechen“, sagte er. Sie sei mit ihm nach unten gegangen und habe Steffen Braun in einer großen Blutlache im Wohnzimmer gefunden. Daneben habe der Stiefbruder ihres Sohnes gestanden, ebenfalls zitternd. „Ich fühlte den Puls, aber da war nichts mehr. Er hatte auch ganz blaue Lippen“, so die Lebensgefährtin. Am Kopf habe sie eine tiefe Wunde gesehen. „Und um den Hals hatte er ein Kabel“. Die Gerichtsmediziner stellten später fest, dass es sich um einen Kabelbinder handelte, der zum Erstickungstod des Mediziners führte. Die Kopfverletzung, so wurde bei der Obduktion festgestellt, rühren demnach von brutalen Schlägen mit einem Schraubenschlüssel und einem Baseballschläger her. Ihr Sohn habe ihr dann gesagt, dass er sich über das Verhalten von Steffen Braun geärgert habe: "Ich war sauer. Aber ich wollte ihn nicht umbringen, hat er gesagt."
Zuerst wollte sie die beiden Jungen schützen, die Polizei rufen und alles auf sich nehmen. „Das wollten die beiden aber nicht“, so Julia L.. Deshalb sei beschlossen worden, den Leichnam zu beseitigen. Besonders erschütternd waren die Berichte darüber, wie die Familie versuchte, die Spuren des Verbrechens zu beseitigen. Stundenlang sei die Wohnung gereinigt worden, immer wieder mit frischem Wasser. Julia L. beschrieb, wie sie einen Tag später, also am Silvesterabend, mit den beiden mitangeklagten jungen Männern den leblosen Körper des Arztes in eine Plane wickelten, und aus dem Haus schafften. „Die Jungs fuhren in den Wald, um ein Loch auszuheben“, so Julia L.. Gemeinsam schleppten sie den leblosen Körper des Toten in den Wald. „Er war sehr schwer, wir mussten bestimmt zehnmal Pause machen, bis wir am Grab waren.“ Als die Leiche in dem rund 70 Zentimeter tiefen Loch lag, gab es ein Problem: Das Loch war offenbar zu klein, die Füße des Toten ragten heraus. „Die haben Steine und Äste draufgelegt, damit man es nicht mehr sieht“, so Julia L..
Die Aussage der Ex-Lebensgefährtin des getöteten Arztes enthüllte auch, wie Julia und ihr Sohn sowie dessen Stiefbruder, in ihrer Verzweiflung unüberlegte Entscheidungen trafen, darunter das Verbrennen des Fahrzeugs und die Verschleierung des Verbrechens. Die Krankenschwester betonte jedoch vor Gericht, dass sie aus Angst und Überforderung handelte und nie die Absicht hatte, Steffen zu töten. „Ich habe ihn geliebt, es war eine wundervolle Liebe. Ich werde ihn immer in meinem Herzen tragen“, sagte sie unter Tränen. Julia betonte jedoch vor Gericht, dass sie niemals die Absicht hatte, Steffen Braun zu töten. „Ich betone, ich habe mit den Jungen nicht abgemacht, ihn zu töten.“

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