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Andrea Fischer

Die Aufräumerin: Ordnung macht glücklich

Region. Zum »World Organizing Day« am 20. Mai haben wir mit einer Ordnungscoachin darüber gesprochen, wie das mit dem Frühjahrsputz klappt
Nach Farben sortiert hängen Susanne Schmitts Blusen in Reih und Glied an der Stange. Zu einer guten Struktur tragen auch Kisten bei, die nicht nur für Ordnung sorgen, sondern auch noch schön ausschauen.

Nach Farben sortiert hängen Susanne Schmitts Blusen in Reih und Glied an der Stange. Zu einer guten Struktur tragen auch Kisten bei, die nicht nur für Ordnung sorgen, sondern auch noch schön ausschauen.

Bild: Andrea Fischer

Susanne Schmitts Leidenschaft ist es, Ordnung zu schaffen. Diese Leidenschaft hat sie zum Beruf gemacht. Sie unterstützt ihre Kunden dabei, sich von altem Ballast zu trennen und im Optimalfall damit anderen Menschen noch zu helfen.

Doch was ist eigentlich ein Ordnungscoach?

Der Beruf des "Professional Organizer" entstand bereits 1983 in den USA, und die NAPO (National Association of Professional Organizers) wurde gegründet. In Amerika ist es also seit langem üblich, einen "Professional Organizer" wie einen Gärtner ins Haus zu holen. Auch in Deutschland ist diese Bewegung spürbar, aber sie ist hier noch nicht so verbreitet wie in Amerika.

Viele Menschen schämen sich wegen ihrer Unordnung

Obwohl viele nach Einfachheit streben und nach Jahrzehnten des Konsums wieder Ordnung in ihre Habseligkeiten bringen wollen, schämen sie sich immer noch zu sehr für ihre Unordnung und können sich (noch) nicht öffnen. "Kunden kommen aus allen Einkommens- und Bildungsschichten und haben oft schon versucht, selbst Ordnung zu schaffen und auszusortieren. Aber irgendwann kommen sie allein nicht mehr weiter und sind frustriert, weil das Chaos immer wieder zurückkehrt", sagt die Ordnungsexpertin aus Longuich.

Sie sei dann immer froh, wenn sie helfen könne, sowohl beratend als auch aktiv. Susanne packt mit an und unterstützt bei schwierigen Entscheidungen zum Thema "Loslassen". Doch viele wissen nicht, dass es diesen Service gibt, und nicht alle können ihn sich leisten. Susannes berufliche Veränderung wurde durch persönliche Erfahrungen beeinflusst. Nachdem sie eine solide Ausbildung und viel Erfahrung in der Bürokommunikation und im Management gesammelt hatte, traf sie im Jahr 2017 eine lebensverändernde Entscheidung. Der plötzliche Verlust ihrer Mutter und ihres Großvaters innerhalb weniger Wochen brachte Susanne zum Nachdenken: "Das war der Punkt, an dem ich mein Leben reflektierte und mich fragte, was ich wirklich will", erinnert sich die geprüfte Management-Assistentin und Fachfrau für Bürokommunikation.

Das tun, was glücklich macht

Sie wollte mehr tun, als am Schreibtisch zu sitzen. Sie wollte anderen Menschen mit ihrer Arbeit helfen. "Ich habe schon immer gerne meine Bücher nach Farben sortiert, ebenso wie meine Kleider. Es hat mich glücklich gemacht, meine Sachen ordentlich sortiert zu haben", erklärt Susanne ihre Freude an Ordnung. Sie schaute gerne Sendungen über Ordnungscoaches wie Marie Kondo und dachte, dass dies auch ihr liegen könnte. Vor zwei Jahren wagte sie den Neuanfang mit ihrem eigenen kleinen Unternehmen, nachdem sie sich an der Akademie der Ordnung in Berlin zur zertifizierten Ordnungsexpertin ausbilden lassen hatte.

Besitz kann auch belasten

"Der ganze Besitz belastet ja auch oft. Das ist der Grund, warum sich Menschen an mich wenden. Sie merken einfach, dass sie es alleine nicht schaffen", sagt die junge Frau aus Longuich und erinnert sich an eine Kundin, die ihr zunächst einen großen Schreck eingejagt hatte: "Eine Frau rief mich einmal an und sagte, sie bekomme keine Luft mehr. Ich war in völliger Alarmbereitschaft, weil ich dachte, es sei jemandem in meiner Familie etwas Schlimmes passiert. Es stellte sich heraus, dass die Anruferin meine Hilfe suchte, weil sie nicht mehr wusste, wie sie sich in ihrer Wohnung bewegen sollte. Sie hatte so viele Sachen zuhause."

Das äußere Chaos spiegelt das innere Chaos oftmals wider

Ihre Klientel ist sehr vielschichtig. "Es gibt Leute, die ein wenig Unordnung haben, und es gibt Kunden, bei denen die Probleme tiefer liegen. Sie können nur schwer loslassen und horten dann ihre Dinge. Noch extremer sind die Messies. Da kommt man schon in den krankhaften Bereich. Ihnen rate ich, dass sie unbedingt eine Therapie in Betracht ziehen, bevor ich komme, denn sonst wäre ich ja jede Woche da. "

Auf jeden Fall gibt es da einen Zusammenhang. Wenn man außen Chaos hat, kann man auch innerlich nicht zufrieden und ruhig sein", weiß Susanne, die vor zwei Jahren ihr Unternehmen gründete. "Das Problem mit der Ordnung betrifft alle gesellschaftlichen Schichten. Bis gestern war noch alles gut, und dann passiert etwas, und man ist völlig durch den Wind, muss sein Leben neu ordnen, was sich oft auch in der Ordnung im Haus widerspiegelt."

Manche Dinge sind planbar, zum Beispiel, wenn aus einem Zimmer ein Kinderzimmer werden soll. Aber dann stellt sich oft die Frage, was man mit den Sachen machen soll, für die im Zimmer kein Platz mehr ist? Wegwerfen ist zu schade, und man hängt auch an manchen Dingen. "Da ist es hilfreich, wenn ich als Außenstehende mit Rat und Tat zur Seite stehen kann. Man kann von außen Ideen und Impulse geben, weil die Menschen oft betriebsblind sind. Sie sind zu nah dran", so Susanne. "Ordnung macht glücklich. Wenn dann alles ordentlich ist, sind die Menschen auch glücklich und erleichtert - im wahrsten Sinne des Wortes" und das macht die Ordnungsexpertin jedes Mal am Ende ihres Auftrages ebenso glücklich.

Oft hilft ein gesunder Mittelweg

"Wenn man alles schnell findet, ist man auch viel schneller mit seiner Arbeit durch. Allzu pedantisch sollte man aber nicht sein, denn das kann schon krankhaft sein. Man sollte sich einfach wohlfühlen. Ein gesunder Mittelweg ist zum Beispiel wichtig, wenn die Frau super ordentlich ist und der Mann ein Chaot. Das führt nur zu Spannungen und Streit". Problematisch sei es auch, wenn jemand wichtige Unterlagen nicht finde und beispielsweise Rechnungen nicht bezahlen könne, weil der Stapel einfach zu hoch sei. oder man die Rechnung nicht mehr findet. "Da bin ich froh, wenn ich helfen kann." Sie erinnere sich gerne an alle ihre bisherigen Kunden zurück. Aber natürlich gab es auch Highlights - zum Beispiel das Entdecken besonderer Fundstücke beim Aufräumen.  

Im Gedächtnis geblieben ist Susanne auch eine Kundin, die sie wegen ihrer Küche gerufen hatte, und dann wurde das ganze große Haus organisiert. "Das ist das Schöne an meiner Arbeit. Wenn man sich dann kennt und sich gegenseitig vertraut, ist das wie ein Besuch bei einer Freundin. Dann geht alles Hand in Hand. Es wird nie langweilig."

Gewinnspiel

Ordnungscoach Susanne Schmitt verlost ein Ordnungscoaching an eine Person/Familie, die sich mehr Struktur in ihrem Leben wünscht und deren persönliches Budget das aktuell nicht erlaubt. Die Bewerbung ist möglich bis 31. Mai per E-Mail an mail@wunsch-nach-ordnung.de

 

 


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