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Thomas Förster

Die Stimmung im Handwerk kühlt sich ab

Städteregion Aachen. Rückläufige Bauvorhaben belasten Unternehmen: Die Handwerkskammer Aachen sieht Handlungsbedarf bei der Politik.

Während in Aachen und Düren die Geschäftslage weiterhin als gut oder befriedigend bewertet wird, sieht es in Euskirchen und Heinsberg kritischer aus.

Während in Aachen und Düren die Geschäftslage weiterhin als gut oder befriedigend bewertet wird, sieht es in Euskirchen und Heinsberg kritischer aus.

Region. »Die wirtschaftliche Situation des Handwerks im Kammerbezirk Aachen hat sich eingetrübt, womit sich die Prognosen des Herbstes 2023 bestätigt haben. Haupt-treiber des Abschwungs war die Zurückhaltung bei Wohnungs- und Büroneubauten, was sich inzwischen nicht nur im gesamtwirtschaftlich wichtigen Bauhaupt-, sondern zunehmend auch im Ausbaugewerbe in leereren Auftragsbüchern niederschlägt.« Dies hat Georg Stoffels, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer (HWK) Aachen, bei der Vorstellung der Ergebnisse der Konjunkturumfrage Frühjahr 2024 bilanziert. Zahlreiche Handwerksbereiche blicken laut Untersuchung besorgt auf die kommenden Monate, da in vielen Betrieben mit Umsatzrückgängen gerechnet werde. An der Umfrage beteiligten sich 801 Betriebe aus dem gesamten Kammerbezirk.

»Bei der letzten Umfrage standen viele Ampeln vor allem im Baubereich auf Gelb, inzwischen sind einige in Anbetracht der weiterhin hohen Bauzinsen und zu geringer politischer Unterstützung auf Rot gesprungen«, so Stoffels weiter. Speziell die Gerüstbauer, Maurer und Betonbauer sowie die Zimmerer spürten inzwischen deutlich die Bauzurückhaltung. »Glücklicherweise schlagen sich diese negativen Zahlen noch nicht in einer stärker steigenden Arbeitslosenzahl auf dem Bau nieder«, erläuterte Stoffels. Aber die Zukunft verspricht nicht viel Gutes. Denn auch für das Sommerhalbjahr erwartet die Mehrheit der im Hochbau tätigen Betriebe rückläufige Auftrags- und Umsatzzahlen. Vor diesem Hintergrund appelliert die HWK Aachen an die politischen Entscheidungstragenden, den beim Wohnungsbaugipfel im September 2023 erarbeiteten Vierzehnpunkteplan konsequent umzusetzen. „»Mit der kürzlich verabschiedeten Einführung einer fünfprozentigen degressiven Absetzung für Abnutzung (AfA) wurde ein erster wichtiger Schritt gemacht. Weitere müssen folgen, um eine Krise am Wohnungsbau noch zu verhindern«, unterstrich Stoffels. Hierzu gehört aus Sicht des Handwerks vor allem ein Entbürokratisierungsgesetz, das die Genehmigung und den anschließenden Bau von Gebäuden deutlich beschleunigt.

Anders präsentiert sich die Situation in den klimarelevanten Berufen, zu denen unter anderem die Dachdecker und Elektriker gehören. Hier überwogen in der Umfrage die positiven Rückmeldungen und auch der Ausblick ist optimistisch, da weiterhin viele Immobilienbesitzer in die energetische Sanierung ihrer Häuser und Wohnungen investierten. »Noch etwas besser gestimmt sind die Straßenbauunternehmen, die stark an der Vielzahl der Autobahnbaustellen, der Milliardeninvestitionen der Bahn oder der Sanierung von Abwasserkanälen partizipieren«, führte Stoffels. 88 Prozent der Befragten berichteten von »guten« oder »befriedigenden« Ergebnissen im vergangenen halben Jahr, da die Auftragsbücher weiterhin voll seien. Diese positive Stimmung soll laut Umfrage in den kommenden Monaten anhalten. 83 Prozent der Straßenbaufirmen rechnen mit einer mindestens konstanten Geschäftslage aufgrund anhaltend hoher Auftragseingänge.

Große regionale

Unterschiede

Der Detailblick in die vier Landkreise des Kammerbezirks offenbart wie im Herbst 2023 große regionale Unterschiede, wobei sowohl in der StädteRegion Aachen als auch in den Landkreisen Düren, Euskirchen und Heinsberg alle Eckwerte schlechter als vor einem halben Jahr ausfielen. Unter dieser Grundprämisse liefen die Geschäfte der Handwerksbetriebe in den vergangenen sechs Monaten in der StädteRegion Aachen noch am besten, die in fast allen Bereichen (Geschäftslage, Beschäftigung und Auftragseingänge) die Top-Platzierung einnahm. Dahinter folgt der Kreis Düren: Von den knapp 3.600 Betrieben bewerteten 82 Prozent ihre Geschäftslage als »gut« oder »befriedigend«. Damit war vor einigen Monaten noch nicht zu rechnen, da die Betriebe rund um die Rur im Herbst noch äußerst pessimistisch auf Herbst/Winter 2023/24 blickten.

www.hwk-aachen.de


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